Hochtour & Skitour in Schweiz / Tessin / Wallis am 02. März 2012

Pizzo Rotondo

Mit dabei: Alexander M., Matthias N.

Frühlingshafte Tour zum höchsten Gipfel im Gotthardgebiet. Nach einigen sonnigen Tagen kündigte sich eine Wetterverschlechterung an. Matthias schlug mir eine Tour im Bedrettotal vor. Da wir beide noch nie dort waren, und Gipfel wie der Pizzo Rotondo und das Chüebodenhorn eigentliche Skitourenklassiker sind, waren wir uns schnell über das Tourenziel einig.

Am Freitag Nachmittag fahren wir mit dem Zug durch den Gotthard. Ein kleines Postauto bringt uns bis fast nach All’Acqua. Von dort steigen wir in der Abenddämmerung zur Capanna Piansecco auf. Für den Aufstieg bieten sich zwei Routen an: Eher westlich durch offenes Gelände entlang dem Ri dell’Aqua, oder durch den Föhrenwald entlang dem Sommerweg. Aufgrund der tageszeitlichen Erwärmung entscheiden wir uns für letztere Variante.

Nach einer knappen Stunde erreichen wir die Capanna Piansecco, und das rauchende Kamin verrät uns, dass wir heute nicht die einzigen sind. Barbara und Moritz aus dem Aargau machen sich gerade daran, Spaghetti zu kochen. Da wir dasselbe Nachtessen vorgesehen hatten, entschliessen wir uns zum gemeinsamen Kochen. Schlussendlich gibt es neben den Spaghetti all’arrabiata einen guten Tropfen Tessiner Rotwein, eine Minestrone, Salat und sogar Dessert. Ein richtig gemütlicher Hüttenabend.

Am nächsten Morgen wollen Matthias und ich schon früh starten. Im Hinterkopf haben wir neben dem Pizzo Rotondo auch noch das Chüebodenhorn. Und eventuell den Canale della Fiamma. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Im ersten Steilhang über der Hütte – wir waren um 05.45 gestartet – wollen wir die Harscheisen montieren. Eine kleine Unachtsamkeit – und schon kullert ein Harscheisen von Matthias den Hang hinunter. Es ist noch dunkel – an ein Wiederfinden ist nicht zu denken. Matthias versucht es mit einem Harscheisen. Doch nachdem er auf der gefrorenen Unterlage ausrutscht und dabei den einen Skistock verliert, sehen wir ein, dass das so nicht funktionieren kann. Nach einer knappen halben Stunde Aufstieg stehen wir kurz davor, die Tour abzubrechen und wieder umzukehren. Ohne Harscheisen und mit nur einem Skistock sind die 1000 Höhenmeter Aufstieg kaum zu bewältigen.

Unterdessen wird es heller und die ersten Tourengänger, die direkt von All’Acqua aufsteigen, überholen uns. Matthias entscheidet sich dazu, den Aufstieg mit Steigeisen (und den Skis auf dem Rücken) zu versuchen. Da der Schnee noch gut gefroren ist, klappt dies ganz gut.

So steigen wir über die steile Rampe unterhalb von P.2349 und gelangen in flacheres Gelände bei der Alpe Nuova. Unterdessen wird es hell und die Sonne geht auf – wunderschön. Weiter geht es bis auf die Höhe des Passo di Rotondo, von wo man nach Nordosten zum Skidepot auf knapp 3000m aufsteigt. Heute ist irgendwie nicht mein Tag, und meine Batterien sind schon ziemlich leer, als wir gegen 9 Uhr das Skidepot erreichen. Nun heisst es, die Steigeisen zu montieren, den Pickel rauszunehmen und durch das bis zu 48° steile Couloir zum Gipfel zu steigen. Das Kamin wird auch Y-Couloir genannt, und zwar deshalb, weil es eine Y-ähnliche Form aufweist. Zuerst geht es also gerade hinauf. Dann verzweigt es sich und man wendet sich nach rechts. Schliesslich gelangt man an die Gratkante, von wo nur noch einige wenige Klettermeter bis zum Gipfelsteinmann zu überwinden sind.

Auf dem Gipfel ist es beinahe windstill, und wir geniessen die prächtige Rundumsicht ausgiebig. Als Barbara und Moritz auch am Gipfel ankommen, machen wir uns wieder an den Abstieg. Da ich heute mit zwei Eisgeräten statt Eispickeln unterwegs bin, gestaltet sich der Abstieg durchs Couloir als etwas unangenehm: Die Eisgeräte sind zu kurz, um sich beim Vorwärts-Absteigen darauf abzustützen, resp. das Gelände ist zu flach. Daher steige ich beinahe das gesamte Couloir im Rückwärtsgang ab.

Beim Skidepot angekommen, ändert das Wetter: Eine leichte Bewölkung ist aufgezogen, was zu einem diffusen Licht führt. Das Chüebodenhorn als zweites Gipfelziel haben wir unterdessen aufgegeben. Die Abfahrt auf der Aufstiegsroute wird zum Teil zum Blindflug. Einmal mehr bereue ich es, die Nebelgläser für meine Sonnenbrille nicht mitgenommen zu haben. Der Schnee ist oben noch etwas hart, weiter unten aber schön aufgesulzt. Matthias fährt die gesamte Strecke – infolge Stockverlust am Morgen – mit einem Stock und einem Pickel ab, was ihm hervorragend gelingt.

Bei der Capanna Piansecco herrscht nun Hochbetrieb: Die Hütte ist über das Wochenende bewartet. Wir packen unsere Siebensachen und fahren über den schweren und nassen Schnee nach All’Acqua ab. Unten angekommen, gönnen wir uns das wohlverdiente Bier und geniessen die Sonne, die unterdessen wieder Überhand genommen hat.

Etwas später gesellen sich Barbara und Moritz dazu. Freundlicherweise dürfen wir mit ihnen nach Airolo mitfahren – was uns 2 lange Wartestunden in All’Acqua erspart.

Infos zur Tour

WS II S  Schwierigkeit
2 Tage Dauer
1600m Aufstieg
1600m Abstieg

Karte