Wanderung in Iran / Māzandarān am 21. August 2012

Damavand – der höchste Berg des Iran

Mit dabei: Alexander M., Esra M., Gideon M.

Der Damavand ist der höchste Berg des Irans und des gesamten Nahen Ostens. Er ist zugleich einer der selbständigsten Berge, ähnlich dem Kilimandscharo. Seit ich vor einigen Jahren den Tourenbericht von Kollege Andrej (aka Sputnik) über den Damavand gelesen hatte, liess mich der Gedanke, diesen Berg selber einmal zu besteigen, nicht mehr los. Auf meiner Zentralasienreise mit meinen beiden Brüdern ergab sich die Möglichkeit, diesem Berg sozusagen auf dem Vorbeiweg einen Besuch abzustatten.

Tag 1:
Wir fahren zum Bergsteigerzentrum in Reyneh und kaufen uns die Permits für die Damavand-Besteigung. Anschliessend fahren wir mit dem Taxi bis zur Abzweigung, wo die Fahrstrasse zur Moschee hinaufführt. Von hier wandern wir über Alpwiesen hoch bis zur Moschee auf ca. 3000m, wo sich auch das Lager 2 (eigentlich das Basislager) befindet. Hier ist viel los. Iranische Bergsteiger und Wanderer lassen sich mit Jeeps und Bussen hochfahren, Gepäck wird für den Weitertransport auf Mulis geladen und in der Teestube wird Tee, Cola und auch Bier angeboten. Wir schlagen unser Zelt einige Meter oberhalb der Moschee auf und verbringen den Abend mit Tee trinken, kochen und essen.

Tag 2:
Nach einer unruhigen Nacht steigen wir auf dem Wanderweg weiter bis zum Lager 3 (Höhenlager). Der Weg zieht sich ganz schön in die Länge – wenn man von unten hochschaut, scheint das Ziel nur 1-2 Stunden entfernt. Für die ca. 1200 Höhenmeter brauchen wir aber 4 Stunden, nicht zuletzt wegen dem schweren Gepäck. Immer wieder kommen uns iranische Bergsteiger entgegen. Aufgrund der iranischen Sommerferien, die eben zu Ende gehen, ist der Berg heillos ueberfüllt. Die Iraner sind in ausgelassener Stimmung – heute endet der Fastenmonat Ramazan, und viele sind von ihrem Gipfelerfolg am Damavand beschwingt. Das Lager 3 (ca. 4200m) besteht seit einigen Jahren nicht mehr nur aus einer Baracke und einigen Zelten, sondern vor allem aus einem grossen Berghaus, das einer Schweizer SAC-Hütte nicht mal so unähnlich sieht, vor allem von aussen. Drinnen ists eher düster und feucht – das genaue Angebot dieser Hütte kenne ich aber nicht. Wir schlagen unser Zelt neben der Hütte auf und begeben uns am Nachmittag auf eine kurze Akklimatisationstour bis auf ca. 4300m.

Tag 3:
Heute ist Akklimatisation angesagt. Wieder war die Nacht unruhig – ständig kamen und gingen Bergsteiger, am Damavand scheint zu jeder Tageszeit jemand unterwegs zu sein. Wir steigen langsam bis auf knapp 5000 Meter hoch, machen immer wieder Pause und geniessen – wenn nicht gerade ein kalter Wind weht – die wärmende Sonne. Am Abend leert sich das Camp immer mehr, und plötzlich scheinen wir beinahe die einzigen Bergsteiger am Damavand zu sein.

Tag 4:
Als wir um 3 Uhr aufstehen wollen, weht ein bissiger Wind. Wir beschliessen, nochmals eine Stunde zu schlafen und starten schliesslich um 4.30 Uhr. Nach ca. 100 Höhenmeter muss mein jüngerer Bruder leider aufgeben – ein hartnäckiger Husten und Atemprobleme machen ihm zu schaffen. Mein älterer Bruder und ich steigen langsam immer weiter. Wir sind froh, als auf ca. 5000m die Sonne aufgeht und der Wind etwas abnimmt. Allmählich macht sich die Höhe bemerkbar. Das Gehen fällt immer schwerer, alle ca. 50 Höhenmeter brauche ich eine kurze Verschnaufpause. Glücklicherweise weht der Wind die grosse Schwefelgaswolke, die beim Gipfel austritt, nicht in unsere Richtung.

[adsense]

Ab dem ‚Fake Summit‘ auf ca. 5400m wird der Gipfel sichtbar. Es scheint nicht mehr weit, doch unsere Kräfte lassen nach. Langsam, aber mit konstanten Tempo arbeiten wir uns über die letzten Höhenmeter hoch, bis wir endlich den Kraterrand erreicht haben. Meine Emotionen kann ich nicht mehr zurueckhalten. Nach sechseinhalb Stunden stehen wir auf dem höchsten Punkt des Iran! Oben werden wir von ca. 7 iranischen Bergsteigern johlend begrüsst. Küsschen werden verteilt, man macht zusammen Fotos und geniesst die Aussicht.

Nach einer halben Stunde Rast steigen wir ab. Die Beine sind schon ziemlich schwer, aber die teilweise losen Geröllfelder erleichtern den Abstieg. Zweieinhalb Stunden später sind wir wieder im Camp 3. Den Nachmittag und Abend verbringen wir mit Süppchen kochen, schlafen und jassen.

Tag 5:
Mein jüngerer Bruder kriegt in der Nacht erste Anzeichen von Höhenkrankheit. Sobald es hell wird, packen wir unsere Siebensachen und steigen zusammen ab ins Camp 2 und von dort weiter bis zur Wegkreuzung zurück. Zwei nette Iraner nehmen uns per Autostopp mit ins Dorf Reyneh, wo wir unser Auto parkiert haben.

Ausrüstung:
Gute Wanderschuhe, Warmer Schlafsack, Zelt, Mätteli, warme Kleider (ähnliche Temperaturen wie auf einem CH-4000er im Spätsommer), Benzinkocher, Instant-Suppen, Tee etc.

Wanderstöcke sind empfehlenswert, es geht aber auch ohne.

Informationen:
Für weitere Infos (Kontaktdaten, genaue Routenbeschreibung) stehe ich gerne zur Verfügung

Mehr Infos zu unserer Reise von Bishkek nach Zürich auf www.shiguli.ch

Karte