Hochtour & Skitour in Bern / Schweiz / Wallis am 07. Juli 2013

Finsteraarhorn

Mit dabei: Alexander M., Urs G.

In den letzten zwei Jahren wollten Urs und ich bestimmt schon vier Mal auf’s Finsteraarhorn. Doch immer wieder machten uns die Verhältnisse oder das Wetter einen Strich durch die Rechnung, sodass wir gar nie erst aufbrachen. Nie hätten wir uns gedacht, dass es in dieser (Ski)Saison doch noch klappen würde mit diesem Traumberg!
Seit Wochen warten meine Skis geduldig in einer Ecke meiner Wohnung. Irgendwie hatte ich die Skitourensaison noch nicht ganz abgeschlossen. Da kam der Vorschlag von Urs, wir könnten doch jetzt – also anfangs Juli – einen Angriff aufs Finsteraarhorn starten, wie gerufen. Endlich war uns der Wettergott auch gut gesonnen, sodass wir unseren Plan schlussendlich in die Tat umsetzen konnten.

Sonntag, 7. Juli
Mit den Auto fahren wir auf den Grimselpass. Von dort führt eine schmale Strasse zum Berghaus Oberaar, wo sich ein Parkplatz befindet. Immer xx.00 bis xx.10 Uhr darf nach hinten gefahren werden, xx.30 bis xx.40 Uhr von hinten nach vorne.
Um 9.30 Uhr starten wir mit übervollem Rucksack und den Skis aufgeschnürt in Richtung Oberaarjoch. Neben der Skiausrüstung haben wir auch noch die Bergschuhe dabei. Nach ca. 1h Fussmarsch erreichen wir den Gletscherrand, wo wir auf die Skis wechseln und zum Oberaarjoch hochfellen. Der Pass scheint nicht mal so weit entfernt, doch unter der heissen Sonne und mit dem schweren Rucksack zieht sich der Aufstieg ganz schön in die Länge. Der Gletscher ist noch gut eingeschneit, man sieht kaum Spalten.
Vom Oberaarjoch fahren wir über Studer- und Galmigletscher hinunter zum Bereich Rotloch am Fieschergletscher, wo wir uns für den zweiten Aufstieg bereitmachen. Der Fieschergletscher zeigt auf dieser Höhe schon bedeutend mehr offene Spalten, die wir jedoch gut umgehen können. Nach einem langen Hatscher am östlichen Rand des Fieschergletschers kommt schliesslich die Finsteraarhornhütte in Sicht, die einige Dutzend Höhenmeter über dem Gletscher liegt. In der Hütte werden wir vom sehr netten Hüttenteam in Empfang genommen. Wir geniessen den Komfort der Infrastruktur und das feine Nachtessen.

Montag, 8. Juli
Tagwache um 4 Uhr, Frühstück, Rucksack packen. Um 5 Uhr starten wir zum Finsteraarhorn. Auf Anraten andere Tourengänger, die bereits von der tollen Abfahrt geschwärmt haben, sind wir mit der Skiausrüstung unterwegs – die Bergschuhe bleiben in der Hütte. Hinter der Hütte queren wir zur schneegefüllten Mulde, wo es gleich zur Sache geht. In der Nacht konnte es nicht richtig gefrieren, weshalb wir immer wieder einsinken und schon ordentlich ausser Atem geraten. Weiter oben ist der Schnee dann tragfähig, und weil es sich mit den Steigeisen gerade so gut aufsteigen lässt, tragen wir die Skier bis auf ca. 3800m auf dem Rücken. Heute ist neben uns zwei nur noch ein Bergführer mit zwei Gästen unterwegs – nicht viel Verkehr also. Auf dem Hugisattel angekommen, seilen wir uns an und machen uns bereit für den Aufstieg auf dem Grat. Von weitem sieht die Gratschneide schon etwas furchteinflössend ein, doch sobald man darauf unterwegs ist, verschwinden die anfänglichen Vorbehalte. Zur Zeit liegt noch viel Schnee – guter Trittschnee – am und auf dem Grat, was das Vorankommen erleichtert.
Irgendwann – es will schon fast nicht mehr werden – taucht plötzlich das Gipfelkreuz auf. Wir sind oben! Ein Wahnsinnsgefühl und viele Emotionen. Windstill und ruhig ist es hier oben. Wir geniessen die Aussicht in alle Himmelsrichtungen und verpflegen uns, bevor es Schritt für Schritt wieder heruntergeht zum Hugisattel. Beim Abstieg legen wir ab und zu eine Schlinge mit Express – man kann das Seil aber auch immer wieder um einen Felszacken legen.
Zurück beim Hugisattel folgt das zweite Highlight des Tages: Die traumhafte Abfahrt über den Gletscher zurück zur Hütte. Die Bedingungen sind wirklich perfekt – ein Traumsulz, der einen Jauchzer nach dem anderen hervorruft. Erst ca. 50Hm über der Hütte wird der Schnee faul. Was für ein Skitag, und das im Juli!

Dienstag, 9. Juli
Über Nacht konnte es noch weniger gefrieren, weshalb wir früh aufbrechen. Angeseilt fahren wir über den Fieschergletscher zum Rotloch, montieren dort die Felle und steigen über den Galmigletscher (rechts ausholend) und den Studergletscher zum Oberaarjoch auf. Eigentlich wollten wir noch einen Abstecher zum Oberaarhorn machen, doch einerseits ziehen innert weniger Minuten Wolken über dem Gipfel auf und andererseits ist der Schnee auf dem Oberaarjoch bereits vor 8 Uhr so weich, dass wir den richtigen Moment für die Abfahrt über den Oberaargletscher nicht verpassen wollen. Dem netten Hüttenteam auf der Oberaarhütte statten wir aber noch eine kurzen Besuch ab. Eine charmante Hütte, die ich gerne wieder einmal besuchen komme. Um 8.15 Uhr fahren wir los, geniessen nochmals die Schwünge im Sulz und gleiten über den Schnee, der unten ziemlich ruppig (hügelig) wird, bis zum Gletscherende. Nun sind es nur noch 50 Minuten zu Fuss, bis wir wieder am Ausgangspunkt stehen und überglücklich auf das Erreichte zurückblicken können.

Eine weitere Traumtour mit Urs – vielen Dank!

 

Karte