Hochtour & Wanderung in Glarus / Schweiz am 30. Juni 2018

Glärnisch – Vrenelisgärtli via Guppengrat

Mit dabei: Alexander M., Robert M.

Der Guppengrat ist einer der ziemlich direkten Aufstiege zum Vrenelisgärtli, dem höchsten Gipfel des Glärnischmassivs. Dieser steile Aufstieg stand schon lange auf meiner Wunschliste, und heute durfte ich – gemeinsam mit meinem Vater – diesen Traum endlich verwirklichen.

An diesem warmen Sommernachmittag lassen wir uns per Taxi bis nach Leuggelen oberhalb von Schwanden fahren, um uns ein paar Höhenmeter zu ersparen. Im Zickzack geht es – meist im Wald – nach oben, bis wir schliesslich an der Gratkante beim Rüdisloch stehen und einen tollen Rundblick zum Höchtor und Vorder Glärnisch geniessen können. Von hier sind es nur noch wenige Minuten hinüber zur Guppenalp-Oberstafel, die sich etwas geschützt in einer Senke hinter dem Grat befindet. Hier kann man – bei vorgängiger Reservation – bei den Alphirten übernachten.

Feuerlilie beim Aufstieg zur Guppenalp

 

Blick hinüber zum Vorderglärnisch

Nun geniessen wir ein Glas kühle Milch und können uns schon einmal die Route für den nächsten Tag einprägen. Die Flanken des Glärnischmassivs sehen von hier aus ziemlich abweisend aus, aber die gute Routenbeschreibung lässt den Weg durch die verschiedenen Geländestufen erahnen.

Guppenalp und ein Blick in die Route von morgen

 

Nach dem Melken gehen die Kühe auf die Nachtweide

 

Guppenalp

Nach einem gemütlichen Abend mit dem Alphirten-Paar und feinen Hörnli mit Ghacketem legen wir uns früh schlafen.

Am nächsten Morgen geniessen wir ein ausgiebiges Frühstück und starten kurz nach halb sechs Uhr zum Aufstieg. Dieser führt zuerst auf einem Weg hoch zum Hexenkessel, und dann vorbei am Mittelstock zum kleinen Grätchen auf knapp 2100m.

Sonnenaufgang am Tödi

 

Blick nach oben; der angepeilte Grat befindet sich links der Bildmitte am unteren Rand der besonnten Fläche

 

Bifertenstock, Tödi, Gemsfairen, Ortstock, Eggstöcke

 

Meist gute Wegspuren führen uns nach oben

Nun folgen wir den Wegspuren auf diesem Grätchen, links vorbei an P.2186 bis hoch zum mittleren Firnband (ca. 2340m).

Da das Gelände hier aufsteilt, tauschen wir den Wanderstock gegen den Pickel und steigen über Wegspuren hoch bis zu den Firnfeldern unterhalb der Chanzle auf ca. 2520m. Immer wieder müssen wir jedoch inne halten und die beeindruckenden Tiefblicke geniessen: Währenddem wir uns in der steilen Bergflanke befinden, liegt weit unter uns die hüglige Graslandschaft der Guppenalp, und nochmals über 1000Hm weiter unten der Glarner Talboden.

Nun wird es steiler

 

Tiefblicke

 

Links die Chanzle, und rechts davon der Guppengrat mit dem Vrenelisgärtli-Gipfel

Nach einer Pause gilt es nun, die Steigeisen zu montieren und den Aufstieg zum letzten Gratstück zu bewältigen. In meinem Gewichtoptimierungswahn hatte ich Tags zuvor jedoch die falschen (Leicht)Steigeisen eingepackt, die auf meinen Bergschuhen gar nicht richtig montiert werden können. Das rächt sich nun, und so muss ich die bröselige Flanke ohne Steigeisen in Angriff nehmen. Der Aufstieg hier hat es in sich: Es klafft ein grosser Bergschrund, welcher nur ganz rechts zu überwinden ist – darüber gilt es ein dutzend Höhenmeter in steilem, mühsamem und instabilem Gelände zu bewältigen. Nachdem auch diese Passage gemeistert ist, geht es an den letzten Teil dieses Aufstiegs: Über gute Stufen führt der Guppengrat in einfacher Kletterei (II) hoch bis zum Gipfel des Vrenelisgärtlis.

Leichte Kletterei auf dem letzten Abschnitt zum Gipfel

Waren wir auf der Aufstiegsroute nur eine Handvoll Leute, sind es am Gipfel ganze Menschenmassen, die sich dasselbe Gipfelziel ausgesucht haben. Wir geniessen die Aussicht und die Blicke nach allen Seiten, auch wenn immer wieder ein paar Wolkenfetzen den Gipfel einhüllen.

Tiefblicke nach Schwanden

 

Die klassische Aussicht aus dem Zigerschlitz hinaus

Nun geht es auf dem Normalweg an den Abstieg: Zuerst vom Gipfel hinunter zum Verbindungsgrat – über diesen hinweg zum kurzen Klettersteig, der zum Schwandergrat hochführt.

Verbindungsgrat zum Schwander Grat

 

Kaum zu glauben, dass der Klöntalersee 2000Hm weiter unten liegt

 

Wie ein Cowboy treibt ein Bergführer seine Gäste über den Grat

Dort angekommen, geht es über den Glärnischfirn (leichte Büsserschnee-Formen) hinunter bis zum Gletscherende, und von dort auf dem Wanderweg hinunter zur Glärnischhütte. Der Abstieg vom Gletscher bis zur Hütte darf keinesfalls unterschätzt werden – ein Stolperer kann hier fatale Folgen haben. Dies zeigte sich auch heute, als eine Frau nach einem Sturz oberhalb der Hütte mit dem Helikopter ausgeflogen werden musste.

Glärnischfirn

 

Rettung einer verunglückten Berggängerin mit dem Helikopter

Nach einer ausgiebigen Pause auf der vollen Terrasse der Glärnischhütte machen wir uns an den Abstieg, im Zickzackweg hinunter nach Chäseren und von dort auf der Fahrstrasse bis ins Klöntal, wo wir bei der Haltestelle Plätz schon bald das nächste Postauto erwischen.

Bereits bei der Alp Wärben – Blick zurück

 

Am Klöntalersee. Weit oben die Gipfel des Glärnischmassivs

Fazit: Eine tolle Tour war das, die alles bot: Gemütliche Aufstiege durch den schattigen Wald, steile Grasflanken, Kletterpassagen, Gletscher, und viele tolle Tief- und Rundblicke. Am meisten gefreut hat mich jedoch, dass ich die Route gemeinsam mit meinem Vater begehen durfte – er, der mich und den Rest der Familie vor ca. 20 Jahren schon einmal aufs Vrenelisgärtli geführt hatte.

„Anno dazumal“ – Zwischen Schwander Grat und Gipfel. Damals gab es noch keinen Klettersteig und man konnte direkt vom Schwander Grat zum Verbindungsgrat absteigen.

Karte