Skitour in Bern / Schweiz / Wallis am 08. Juni 2014

Gross Wannenhorn

Mit dabei: Alexander M., Andrej G.

Skitouren-Saisonabschluss im Aletschgebiet. Das Pfingstwochenende versprach sommerliches Wetter und hohe Temperaturen – wir wurden nicht enttäuscht!

Das Gross Wannenhorn ist ein perfekter Skitourenberg: Es ist formschön, weist eine Gletscherflanke mit ziemlich konstanter Steigung über 1000 Höhenmeter auf und zählt mit den 3900 Metern Höhe beinahe zu den Viertausendern. Die geografische Lage zwischen Fiescher- und Aletschgletscher und eben die fehlenden 100 Meter Höhe führen wohl dazu, dass der Berg nicht so häufig bestiegen wird. Zu unrecht, wie wir finden!

Um 7 Uhr treffe ich Andi in Bern und gemeinsam fahren wir mit der Bahn aufs Jungfraujoch. Hier können wir kurz vor 11 Uhr unsere Skier anschnallen und über den Jungfraufirn bis zum Konkordiaplatz abfahren. Die Spaltensituation ist zur Zeit noch günstig. Nach einer kurzen Rast steigen wir, bei Temperaturen, die auch auf dieser Höhe als sommerlich zu bezeichnen sind, in Richtung Grünhornlücke. Unterwegs verpflegen wir uns noch einmal und legen auch ein kleines Materialdepot an, damit wir nicht alles mitschleppen müssen, was wir nicht brauchen in der Zwischenzeit. Nach dem schweisstreibenden Aufstieg zur Lücke öffnet sich der Blick zum Finsteraarhorn und über den Fieschergletscher – toll! Die Abfahrt in Richtung Finsteraarhornhütte ist eher Pflicht als Kür. Der Gegenanstieg zur Hütte, die ein paar Meter über dem Gletscher liegt, presst noch den letzten Schweiss aus den Poren. Über die Hütte kann ich nur Gutes sagen – hier fühle mich einfach wohl. Das hat sicher auch damit zu tun, dass sie von der Familie Winterberger sehr professionell gemanagt wird und einem hier an nichts fehlt (ausser dem Handy-Empfang vielleicht). Auf der Hütte treffen wir auch Pascal und sein Kollege Stefan, die jedoch andere Tourenpläne haben als wir. Von der Terrasse können wir einen Teil der Route auf das Gross Wannenhorn bereits einsehen. Ein Blick auf den weitläufigen Fieschergletscher zeigt, dass man über diesen am besten in einem Linksbogen abfährt, um nicht in die Spaltenzone zu gelangen (d.h. zuerst auf diese Felsinsel zuhalten). Mit der Kamera zoomen wir den Gipfel des Wannenhorns heran, um unsere Möglichkeiten einzuschätzen, es am nächsten Tag auch wirklich auf den allerhöchsten Punkt des Gross Wannenhorns zu schaffen, der den schneebedeckten Skigipfel noch um 1-2 Meter überragt.

Nach einer eher unruhigen Nacht – wie es halt so ist, wenn man sich noch nicht an die Höhe gewöhnt hat – starten wir am Sonntagmorgen um 4 Uhr mit der Abfahrt über den Gletscher. Bereits jetzt ist der Schnee faul. Die Temperaturen sind so hoch, dass wir im dünnen Pullover starten können. Im Schein der Stirnlampen beginnen wir den Aufstieg. Schon bald einmal wird es heller und der neue Tag bricht an. Schritt für Schritt legen wir unsere Spuren in die lange Flanke des Gross Wannenhorns und geniessen dabei die Ausblicke auf die umliegenden Berggipfel. Schliesslich stehen wir um 9 Uhr auf dem Skigipfel. Ein schöner Moment!
Ein Blick auf die Traverse zum Hauptgipfel zeigt: Bei den momentanen Verhältnissen ist uns das zu heikel. Wir hätten zwar allerlei Klettermaterial dabei, aber diese ausgesetzte Passage im schräg geschichteten, lockeren Gestein trauen wir uns heute nicht zu. Schon bald einmal sind die Skier wieder an den Füssen und wir beginnen mit der 1000Hm langen Abfahrt. Oben treffen wir auf perfekten Sulz – weiter unten wird der Schnee bald einmal weich und unsere Schwünge unregelmässiger.

Nach einer Mittagspause am Bergfuss folgt der lange Marsch zurück zur Grünhornlücke. Anfänglich begleitet uns ein angenehmer Wind, doch sobald dieser ausbleibt, fliesst der Schweiss in Bächen. Der aufgeweichte Schnee erfordert nochmals volle Spurarbeit. Mit müden Beinen fahren wir schlussendlich zum Konkordiaplatz zurück, deponieren unser Material und steigen über die Treppen zur Hütte hoch. Weil die Haupthütte geschlossen ist, machen wir es uns, zusammen mit einer Handvoll weiterer Bergsteiger, im Winterraum gemütlich, kochen unser Nachtessen und geniessen die schöne Abendstimmung.

Am Montagmorgen stehen wir wiederum um 3 Uhr auf und starten kurz nach 4 am Rand des Konkordiaplatzes. Nun steht der lange Marsch zurück zum Jungfraujoch – das man die ganze Zeit schon am Horizont sieht – bevor. Mit dem zügigen Tempo, das wir anschlagen, sind wir aber schneller als gedacht wieder oben und müssen noch eine Stunde warten, bis wir warmen Kaffee kriegen. Mit der ersten Bahn geht’s dann nach unten.

Nach dem Finsteraarhorn im 2013 erfolgte mein Saisonabschluss auch dieses Jahr in dieser wunderschönen Region. Ich freue mich bereits auf die kommenden Winter, um weitere Gipfel in dieser Gletscherarena zu erkundschaften. Besten Dank an Andi für’s Mitnehmen!

Karte