Biketour & Hochtour in Graubünden / Schweiz / St. Gallen am 10. August 2013

Ringelspitz mit Tschepband

Mit dabei: Alexander M., Jonas K., Matthias N.

Im zweiten Versuch hat’s geklappt mit dem höchsten Gipfel des Kantons St. Gallen! Um es gleich vorweg zu nehmen: Es war ein tolles Wochenende zusammen mit den beiden Hikr.org-Kollegen Matthias und Jonas.

Samstag, 10. August: Aufstieg zu den Sandböden (T2)
Am Samstag starten wir kurz nach dem Mittag im Dörfchen Vättis mit den Bikes in Richtung Kunkelspass. Oben angekommen, folgen wir der Kiesstrasse bis zur Grossalp teils fahrend, teils die Bikes stossend. Die schweren Rucksäcke lassen uns ordentlich schwitzen! Etwas unterhalb der Ringelspitzhütte deponieren wir die Velos und gehen zu Fuss weiter. Nach einer kurzen Verpflegung auf der Hütte wandern wir noch weiter bis zu den Sandböden auf ca. 2400m, wo wir unsere Zelte aufschlagen. Die Hütte ist an diesem Wochenende leider ausgebucht, weshalb wir uns für diese Variante entschieden haben.

Draussen kochen heisst jedoch nicht, auf ein feines Essen verzichten zu müssen. Vom Salat über Spaghetti al’Arrabiata bis zur Schoggicrème und zum Bier – auf nichts müssen wir verzichten. Als sich der Tag zur Neige legt, legen wir uns auch allmählich schlafen.

Sonntag, 11. August: Ringelspitz via Mittelgrat (ZS, III)
Nach einer gemütlichen Nacht im Zelt und einem wärmenden Kaffee am Morgen starten wir um 5.30 Uhr zum Ringelspitz. Auf Wegspuren geht es von den Sandböden nach Nordwesten hoch bis zum Taminser Mini-Gletscher. Über den Firn bald einmal auf den Grat, den man in der Nähe von P.2935 erreicht. Es ist ein beeindruckendes Szenario: Unterdessen ist die Sonne aufgegangen und taucht die Spitzen des Ringelspitz in ein orangefarbenes Licht. Kurz darauf ziehen jedoch die ersten Nebelschwaden heran, die die Szenerie in eine gespenstische Landschaft verwandeln. Etwas weiter oben, beim ersten Bohrhaken, montieren wir die Klettergurte und seilen uns an – die Klettergurte würde man natürlich besser schon etwas weiter unten montieren, solange man auf dem Grat noch genügend Platz hat. Die erste Seillänge führt bis an das Kontaktband der Glarner Hauptüberschiebung – eine nicht zu übersehbare Felslinie, die den Ringelspitz horizontal durchzieht. Die folgenden Meter sind gut am kurzen Seil zu gehen: Man geht auf Wegspuren einige Meter nach links und steigt in leichter Kletterei (I) bis unter eine ca. 3-4m hohe Wand mit einem markanten Riss. Hier sichert man dann besser wieder. An dieser Stelle werden wir vom Hüttenwart der Ringelspitzhütte mit einem Gast überholt. Der kennt den Ringel natürlich wie seine eigene Hosentasche, steigt gekonnt durch die Krux und einige Minuten später hören wir, wie er kurzerhand noch einige Sicherungspunkte neu bohrt. Nach dem besagten Riss steht man schon wieder auf einem Absatz, wo das nächste Hindernis wartet – eine nochmals ca. 2m hohe Stufe mit kleinen Griffen, die jedoch dank den 2 Bohrhaken sicher zu ersteigen ist. Nun kommt man in etwas schuttigeres Gelände, später in schrofenähnliche Stufen, auf denen man bis zum Ausstieg hochsteigt. Eine gute Darstellung der Route findet sich auf dem Hikr.org-Profil von Nobis. Der Ringelspitz gleicht einer Wetterküche. Wolkenfetzen schiessen den Berg empor, geben den Gipfelturm frei, um ihn dann gleich wieder zu verhüllen – ein interessantes Schauspiel. Bei mir kommen Erinnerungen an den Besteigungsversuch von vor 3 Jahren hervor, als wir kurz unter dem Gipfel im dichten Nebel umkehren mussten. Diesmal ist der Nebel jedoch weniger dicht, und wir können die letzten Meter in Angriff nehmen. Der Gipfelturm erweist sich dann als einfacher als erwartet. Die ersten Meter sind zwar ziemlich senkrecht, doch dank dem installierten Fixseil halten sich die Schwierigkeiten in Grenzen. Nach wenigen Minuten stehen wir oben und können uns zum höchsten St. Galler-Gipfel gratulieren. Anstatt vom Gipfelturm abzuseilen, klettern wir auf der Aufstiegsroute ab und machen uns dann bereit für den Abstieg über das Tschepband.

Tschepband (T5 oder WS)
Die Route entlang dem Tschepband ist technisch die einfachste am Ringelspitz. Trotzdem ist sie nicht ganz ungefährlich, bewegt man sich doch in einer abbrechenden Schutthalde, wo jeder Sturz tödlich enden kann. Besonders der Abstieg von der NW-Seite des Ringelspitz (kleiner Steinmann, Wegspuren) hinunter zum Tschepband, das unter den Felsen verläuft, ist nicht ganz ohne. Fels, zum Teil mit losem Gestein und Schutt bedeckt, fordert Trittsicherheit und etwas Routenspürsinn. Heute ist das ganze noch durchgefroren – laut Hüttenwart von den Regenfällen vom Freitag – und teilweise überzieht tückisches Wassereis den Fels. Sobald man sich jedoch auf den Wegspuren unter den Felsen befindet – dem eigentlichen Tschepband – nehmen die Schwierigkeiten ab (T4) und das Gelände wird weniger exponiert. Je weiter wir wandern, desto flacher wird das Gelände, bis wir uns schliesslich im Bereich des Tschep auf ca. 2950m befinden – einer mondähnlichen Landschaft. Hier machen wir ausgiebig Pause, bevor wir bei P.2943 in die Schutthalde stechen und zu den Sandböden runter rutschen und wandern.

Abfahrt nach Tamins
Bei den Sandböden angekommen, räumen wir die Zelte zusammen, wandern zur Ringelspitzhütte zurück, verpflegen uns nochmals und fahren dann mit den Bikes runter zum Kunkelspass – juhee! Doch unterwegs dringt ein verdächtiges Zischen aus Matthias‘ Hinterrad – ein Platten. Der Arme muss noch ca. 20min sein Bike runterstossen, bis wir auf der Terrasse im Restaurant auf dem Kunkelspass einige nette Leute treffen, die uns ihr Flickset zur Verfügung stellen. So wird das Hinterrad wieder instand gestellt. Doch einfacher gesagt, als getan: Das erste Flickset hat leider keinen Leim mehr für das Aufleimen des Flicks. Dann kommt ein Ersatzschlauch – der ist leider schon kaputt. Ein zweiter Ersatzschlauch hat ein zu grosses Ventil. Schliesslich kriegen wir ein zweites Flickset, mit dem wir den alten Schlauch filcken können. Nun müsste man nur das Rad wieder im Velo einsetzen, was wegen den Scheibenbremsen aber irgendwie auch nicht klappen will. Schliesslich verbraten wir so beinahe zwei Stunden. Vielen Dank an die zahlreichen Helfer :-)

Schliesslich ist aber alles wieder im Lot und wir können die verbleibenden 700Hm nach Tamins runterbrausen. Auf dem Weiterweg nach Reichenau kommt uns in den Sinn, dass eine Erfrischung im Rhein etwas tolles wäre – gesagt, getan. Später geht’s dann mit dem Zug nach Chur und wieder nach Hause nach St. Gallen.

Karte