Hochtour in Schweiz / Wallis am 10. September 2011

Vollmondtour Ulrichshorn – Balfrin – Gross Bigerhorn

Mit dabei: Alexander M., Nic

Man nehme: Die grandiose, etwas verrückte Idee von Nic, eine Eintages-Vollmond-Hochtour zu unternehmen, eine warme Spätsommer-Vollmondnacht, einen Tag mit prächtigem Wetter und zwei Verrückte. Nach der Arbeit fahren wir mit Zug und Postauto nach Saas-Fee, wo wir kurz nach 22 Uhr zu unserem Abenteuer aufbrechen. Ziel ist es, in der Vollmondnacht zur Mischabelhütte hochzusteigen, dann über den Gletscher zum Windjoch, weiter zum Nadelhorn und anschliessend übers Ulrichshorn, den Balfrin und das Gross Bigerhorn zur Bordierhütte und von dort runter nach Gasenried.

Voller Motivation und Enthusiasmus starten wir auf dem Zick-Zack-Weg zur Mischabelhütte. Der Mond ist noch nicht ganz ‚voll‘, leuchtet aber so stark, dass wir die Stirnlampen nur selten brauchen. Für den klettersteig-ähnlichen oberen Teil des Zustiegs sind sie uns jedoch eine Hilfe.

Nach einer kurzen Rast bei der Hütte steigen wir hoch zum Hohbalmgletscher und müssen aufpassen, dass wir nicht über die Bergsteiger straucheln, die am Wegesrand biwakieren und später zur Dreieselswand aufbrechen werden. Allmählich macht sich die Höhe und vor allem die Müdigkeit bemerkbar. Als wir beim Windjoch angelangt sind, beschliessen wir deshalb, heute auf das Nadelhorn zu verzichten und uns auf die weiteren Gipfelziele zu konzentrieren. Nach einem stärkenden Red Bull steigen wir über einen Firngrat zum Ulrichshorn hoch, wo wir es uns auf der Bank bequem machen und die mystische Vollmondstimmung geniessen.

Über den Gletscher geht es weiter zum weitläufigen Riedpass. Unterdessen hat sich der Mond hinter den Bergen versteckt. Es ist kurz nach vier Uhr – von Sonnenaufgang also noch keine Spur. Die Spaltenzone rund um den Riedpass verlangt etwas Vorsicht. Die felsige Erhebung bei P.3644 umgehen wir – wie im Führer vorgeschlagen – westlich und gelangen schliesslich zum Felsgrat, der zum Balfrin leitet. Den Balfrin-Hauptgipfel erreichen wir in der Morgendämmerung. Hier wollten wir eigentlich auf den Sonnenaufgang warten, doch uns ist es zu kalt. Deshalb geht’s weiter zum Balfrin NW-Gipfel, welcher mit einigen Metern Höhenverlust und erneuter leichter Kletterei erreicht wird. Unterdessen sind wir ziemlich müde und würden uns am liebsten irgendwo schlafen legen. Vor einem kurzen Nickerchen geniessen wir aber die wunderbare Morgenstimmung. Der Tag hatte sich zuvor im Osten angekündigt, und nun nimmt die Helligkeit am Himmel immer mehr Überhand – die ersten Sonnenstrahlen berühren die hohen Berggipfel des Mischabel. Ein eindrückliches Erlebnis! Schliesslich kommt die Sonne hinter dem Lagginhorn hervor und wärmt unsere Glieder.

Vom Balfrin NW-Gipfel soll es nun leicht weitergehen zum Gross Bigerhorn. Der im Führer mit ‚L‘ bewertete Übergang präsentiert sich zur Zeit als steiler, hartgefrorener Grat, welcher mit Vorsicht begangen werden muss. Von der tiefsten Einsattelung leitet wiederum ein etwas brüchiger Felsgrat zum Gipfel. Kurz vor dem höchsten Punkt des Gross Bigerhorns muss eine markante Platte überwunden werden – aus unserer Sicht am besten von unten rechts nach oben links (vom Balfrin aus gesehen).

Nach einer kurzen Stärkung machen wir uns an den langen Abstieg: Vor uns liegen 800 Abstiegsmeter über Geröll zur Bordierhütte und weitere 1200Hm nach Gasenried. Die vereinzelten Wegspuren auf der Ostseite des Gross Bigerhorns verlieren sich immer wieder, und der Abstieg zermürbt uns ziemlich.

Ziemlich genau 12 Stunden nach dem Aufbruch in Saas-Fee erreichen wir schliesslich die Bordierhütte, wo wir uns etwas ausruhen.

Auf dem Hüttenweg, der anfänglich über den Riedgletscher führt (Markierungsstangen vorhanden), gehts runter ins schmucke Dörfchen Gasenried, welches wir müde, aber glücklich erreichen. Weil dort das Postauto nur – sagen wir mal – ab und zu fährt, versuchen wir es mit Autostopp und werden prompt von einer netten Walliserin nach St. Nicklaus gebracht.

Fazit: Eine Tour, bei welcher wir uns wohl etwas zu viel vorgenommen hatten. Dass wir uns frühzeitig gegen eine Besteigung des Nadelhorns entschieden hatten, war sicherlich kein Fehler – die Tour war auch so lang genug. Die nächste Vollmond-Tour werde ich wohl eher im Juni, Juli oder August machen, wenn die Nächte nicht so lang sind und man nicht ewig auf den Sonnenaufgang warten muss.

Karte