Skitour in Schweiz / Wallis am 13. April 2013

Breithorn, Nordend (bis Silbersattel) und Cima di Jazzi

Mit dabei: Alexander M., SLSC, Urs G.

Am Sechseläuten wird in Zürich dem Winter der Garaus gemacht. Ohne uns! Der allgemeinen Frühlings-Euphorie zum Trotz planen wir ein Skitouren-Wochenende im Monte Rosa-Gebiet – auf der Suche nach dünner Höhenluft, Pulver und Sulz.

Freitag, 12. April
Zu zweit reisen wir nach Zermatt und fahren aufs Klein Matterhorn. Dort beziehen wir unsere Unterkunft in der Bergsteigerlodge, kochen uns etwas zum Nachtessen und legen uns bald mal schlafen. An einen erholsamen Schlaf ist natürlich nicht zu denken, die Höhe macht uns etwas zu schaffen.

Samstag, 13. April
Am Morgen geht es meiner Kollegin Leila nicht so gut, weshalb ich entscheide, alleine aufs Breithorn zu gehen. Der Gletscher ist gut eingeschneit, und deshalb ist für mich ein Alleingang gut zu verantworten. Wunderschön ist der Moment, als ich die letzten Meter unterhalb des Breithorn-Gipfels hochsteige und sich plötzlich das sonnendurchflutete Panorama eröffnet. Alleine auf einem solchen Berg – ein ganz tolles Erlebnis. Die Abfahrt zurück zum Klein Matterhorn ist dann ziemlich ruppig.
Gegen Mittag treffen dann auch die anderen Mitglieder unserer Tourengruppe ein. So können wir die Traverse zum Schwarztor starten. Der Schwärzegletscher wurde heute unzählige Male befahren – mit gutem Grund, denn wir treffen herrlichen Pulver an. Die Gletscherspalten und Seracs, an denen man vorbeifährt, sind beeindruckend. Bei schlechter Sicht ist diese Abfahrt sicher nicht trivial.
Unten auf dem Gornergletscher angekommen, ist wieder Anseilen angesagt. Es folgt nun der lange Hatscher bis zur Monte Rosa-Hütte. Die Sonne brennt auf uns nieder, wir kommen ziemlich ins Schwitzen. Zur Hütte muss man nicht viel sagen – alles gut durchorganisiert, Luxus auf 2800m.

Sonntag, 14. April
Der Wecker zwitschert um 3.45 Uhr, Morgenessen gibt’s um 4 Uhr und um 4.45 Uhr starten wir in Richtung Silbersattel. Die Temperaturen sind für die Jahreszeit und die Höhe ziemlich hoch; wir laufen gleich ohne Jacke los. Die Harscheisen sind von Anfang an an den Skiern und leisten gute Dienste. Wir reihen uns ein in die Lichterschlange der Stirnlampen und steigen in gemächlichem Tempo hoch. Mir ist heute nicht so wohl und auf ca. 3500m überlege ich mir ernsthaft, umzukehren. Schlussendlich gehe ich trotzdem weiter – zum Glück, denn meine Entscheidung hätte ich später sicherlich bitter bereut. Unterdessen haben wir uns in zwei Dreier- und einer Zweierseilschaft angeseilt und steigen auf dem Monte Rosa-Gletscher zum Silbersattel empor. Die angelegte Spur verläuft ziemlich anders als vor zwei Jahren, als wir die Dufourspitze bestiegen. Der Grund dafür ist eine grosse Spalte, die es links (nördlich) zu umgehen gilt. Um 10.20 Uhr erreiche ich mit meiner Seilschaft schlussendlich den Silbersattel. Die anderen Seilschaften haben unterdessen schon einmal den Weg zum Nordend inspiziert. Es ist noch keine Spur vorhanden und die Verhältnisse scheinen eher schwierig zu sein – offenbar ist der Grat ziemlich überwächtet und abgeblasen, und der Schnee deshalb ziemlich hart. Mit dem Nordend wird für uns also heute nichts (andere haben das Nordend offenbar nachher noch gemacht). Ein Teil unserer Gruppe beschliesst, es an der Dufourspitze zu versuchen. Dort ist aber unterdessen ein ziemlicher Stau entstanden – wohl auch deshalb, weil im unteren Bereich ein Fixseil beschädigt ist. Weil über den Silbersattel ein bissiger Wind weht und einige von uns die Dufourspitze schon bestiegen haben, machen wir anderen uns bereit für die Abfahrt. Die hartverdienten 1600 Höhenmeter Aufstieg sind in der Abfahrt ein Traum. Den einen oder anderen Pulverhang können wir mit unseren Spuren verzieren. Pünktlich zum Mittagessen sind wir wieder in der Monte Rosa-Hütte. Später am Nachmittag kommen dann auch die drei erfolgreichen Dufour-Bezwinger zurück. Sie mussten sich den Gipfel hart verdienen mit langem Warten im eiskalten Couloir – chapeau!

Montag, 15. April
Tagwache ist heute einige Minuten später. Heute haben wir den Cima di Jazzi im Visier, da muss nicht gleich im ganzen Gewusel mit den anderen gestartet werden. Urs hat am Vorabend die aktuell beste Traverse zum Gornergletscher in Erfahrung gebracht, und so leitet er uns in der Dunkelheit zielsicher von der Hütte zum Bereich ‚Ob dem See‘ (P.2808). Von dort führt eine kurze, steile Rinne nach oben in den Bereich von P.2965. Dort angekommen, kündigt sich der neue Tag an – ein wunderschönes Schauspiel, wenn die ersten Sonnenstrahlen die verschneiten Berge mit ihrem warmen Licht erhellen. Die besonnten Berge im Rücken geht es nun laaaang weiter über den weitläufigen oberen Gornergletscher. Man läuft und läuft und läuft, steigt kontinuierlich einige Meter an, schaut immer wieder auf den Höhenmeter, glaubt bald oben zu sein, aber sieht doch kein Ende. Irgendwann erscheint der Cima di Jazzi aber doch noch am Horizont, gar nicht mal so weit weg. Die Distanzen täuschen jedoch, es vergeht noch über eine Stunde, bis wir schliesslich auf dem Gipfel stehen. Der Aufstieg, obwohl etwas eintönig, ist aber trotzdem sehr schön: Drei einsame Seilschaften auf dem unendlichen Gletscher. Darumherum die mächtigen Berggestalten von Nordend, Strahlhorn und Rimpfischhorn. Und dann, wenn man auf dem Gipfel steht, der weite Blick nach Italien und in die imposante Ostwand des Monte Rosa-Massivs. Die Abfahrt über den Findelgletscher startet oben ziemlich ruppig, wird später bruchharstig und dann folgen tolle Abfahrtsmeter mit schönem Frühlingssulz. Weiter unten wird der Schnee dann weich, aber solange man die Spuren nicht verlässt, sinkt man nicht ein. Von der Seilbahnstation Gant, die wir bald einmal erreichen, fahren wir hoch zum Hohtälli und gönnen uns gleich nochmals einige tolle Abfahrtsmeter, diesmal natürlich auf der Piste. Schlussendlich können wir bis an den Dorfanfang von Zermatt abfahren. Hier sind wir definitiv im Frühling angekommen.

Nach einem erfrischenden Bier im Bahnhofsbuffet geht’s dann bald schon wieder mit dem Zug nach Hause.

Fazit: Ein tolles Skitourenwochenende im Bergparadies der Schweiz. Viele wunderschöne Sonnenauf- und untergänge genossen, viel Sonne getankt. Und das Nordend läuft uns ja nicht davon.

Video von der Tour:

Karte