Hochtour in Bern / Schweiz / Wallis am 04. September 2013

Mönch, Jungfrau & Berglihütte

Mit dabei: Alexander M., Matthias N.

Zwei intensive, unvergessliche Tage im Berner Oberland mit einer Reise in die Vergangenheit des Bergsteigens.

Touren mit Matthias beginnen nicht selten mit einem Missgeschick, enden dann aber super. Schon zweimal hatte ich Pech bei der Anreise mit dem Zug, einmal verpasste Matthias seinen Anschluss. Diesmal bleibt mein Voralpen-Express in Rapperswil stecken und ich muss via Zürich in die Innerschweiz fahren, wo wir uns verabredet haben.

Mittwoch: Mönch (ZS- II) – Berglihütte

Früh am Morgen starten wir mit dem Auto in der Innerschweiz und fahren nach Lauterbrunnen. Von dort nehmen wir die erste Bahn aufs Jungfraujoch, welches wir kurz vor 9 Uhr erreichen. Als wir den Stollenausgang verlassen, empfangen uns gleissend helles Sonnenlicht und angenehm warme Temperaturen. Auf der planierten Piste wandern wir zum Einstieg in den Mönch SO-Grat, unweit der Mönchsjochhütte. Die ersten Höhenmeter auf dem SO-Grat (oder: westlicher Arm des SO-Grates) sind Gehgelände im Bereich von T3-4. Erst weiter oben müssen wir uns anseilen. Am kurzen Seil steigen wir dem Grat entlang hoch und geniessen dabei die immer prächtigere Aussicht. Auch die Tiefblicke sind imposant. Auf dem Grat wechseln sich Fels- und Schneepartien ab. Das letzte, steile Schneefeld unter dem Gipfelgrat weist aktuell nur noch eine dünne Firnschicht auf – hier wird bald Blankeis hervortreten.

Der Gipfelgrat stellt für mich die grösste Herausforderung dar: Auf den ersten Metern ist er ziemlich schmal – es muss balanciert werden. Gegen den Gipfel verläuft die Route ca. einen halben Meter südlich der Gratschneide, was das Abstützen mit dem Pickel ermöglicht. Auf dem Gipfel selber ist nicht viel Platz: Befinden sich mehr als 10 Personen oben, wird es bald einmal eng. Die Aussicht ist phänomenal – da haben wir einen Prachtstag erwischt. Vom Gipfel blickt man direkt hinunter auf die grünen Alpweiden von Wengen und Grindelwald. Der Abstieg erfolgt auf derselben Route. Um 14 Uhr sind wir wohlbehalten wieder unten uns zum ersten Gipfelerfolg gratulieren.

Während die meisten Touristen und Bergsteiger bei der Mönchsjochhütte einkehren und dort ein ziemlicher Trubel herrscht, verlassen wir die Zivilisation und machen uns auf den Weg zur Berglihütte. Dazu queren wir vom Oberen Mönchsjoch durch das obere Ewigschneefeld in Richtung Unners Mönchsjoch. Ein langer Bergschrund zieht unter den Gipfeln auf der Kantonsgrenze durch. Dieser scheint uns an keiner Stelle einfach zu überwinden, weshalb wir einige Meter nach Osten ausweichen müssen und den Bergschrund auf einer Spaltenbrücke überwinden können (im Bereich zwischen P.3544 und P.3579. Achtung: Auch auf dem Grat und im Bereich des Unner Mönchsjoch befinden sich (teilweise grosse) Spalten. Nun steuern wir das Unner Mönchsjoch an und folgen dann schwach ausgeprägten Spuren, die zur Berglihütte hinunterführen. Die Tiefblicke zur Berglihütte und zum Ischmeer sind imposant. Welch eine Leistung der Leute, die vor bald 150 Jahren die erste Hütte an dieser exponierten Lage bauten. Bald einmal erreichen wir das obere Ende des Berglifelsens. Von hier sind es nur noch wenige Minuten in einfacher Kletterei (I) bis zur Berglihütte. Für die Strecke Mönchsjochhütte – Berglihütte brauchen wir ca. 2.5 Stunden, was aber vor allem an der etwas umständlichen Routenwahl liegt.

Natürlich sind wir die einzigen auf der unbewarteten Berglihütte. Nur 1-2 Seiten des Hüttenbuchs werden pro Jahr gebraucht, und ausserhalb der Hochtourensaison im Juli und August sind nur sehr wenige Einträge vorzufinden. In der Berglihütte scheint die Zeit stehen geblieben zu sein: Sie ist eingerichtet, wie SAC-Hütten vor 100 Jahren wohl eingerichtet waren: Einfach und zweckmässig. Keine Duschen. Keine Solarzellen. Kein Hot Pot. Ein Raum, ein Ofen, ein Schrank, ein Tisch und ein gutes Dutzend Betten mit Wolldecken. Was braucht man mehr? Mehr zur Berglihütte gibt’s hier.
Wir beginnen, den alten Holzofen einzuheizen, Holz zu hacken und Schnee zu schmelzen. Das Feuer im Ofen kommt aber nicht richtig zum Brennen, und der Rauch quillt eher aus den Ritzen des Ofens, als aus dem Kamin. Wir brauchen eine gute Stunde, bis der Ofen endlich gut eingeheizt ist und wir mit Kochen beginnen können. Etwas rauch-tolerant muss man auf dieser Hütte schon sein… Nach dem Essen bereiten wir uns für den morgigen Tag vor und legen uns – nachdem die Sonne untergegangen ist – bald einmal schlafen.

Donnerstag: Berglihütte – Jungfrau (ZS-)

Um 3 Uhr reisst uns der Wecker aus dem Schlaf. Nach dem Morgenessen und dem Aufräumen der Hütte starten wir kurz vor 4 Uhr mit dem Wiederaufstieg zum Oberen Mönchsjoch. Für den Aufstieg wählen wir eine etwas direktere Route: Von oberhalb des Berglifels kann man westlich der Eisabbrüche direkt auf P.3561 zusteuern und das Unner Mönchsjoch links liegen lassen. Man umgeht dann auch P.3680 westlich und trifft auf die Spuren, die von den Eigerjöchern zum Obere Mönchsjoch führen. Bis zur Mönchsjochhhütte brauchen wir ca. 1.5 Stunden. Von hier geht es auf der Piste zum Jungfraujoch und weiter über den Jungfraufirn zum Einstieg des Rottalsporns auf ca. 3380m. Von hier geht es zuerst etwas über Felsen (meist Gehgelände oder leichte Kletterei bis I) zu P.3506, dann über Firn bis zum Rottalsattel. Unterdessen ist die Sonne aufgegangen und es scheint wiederum einen Prachtstag zu werden. Die Querung unterhalb des Rottalsattels sieht von unten ziemlich ausgesetzt aus. Heute sind die Verhältnisse jedoch ausgezeichnet und die Trittspuren führen unschwer auf den schmalen Rottalsattel. Eine Pause legt man besser unter dem Rottalsattel ein, denn in Wirklichkeit ist der Rottalsattel kein eigentlicher Sattel, sondern die tiefste Stelle eines ziemlich schmalen Firngrates, der von der Jungfrau zum Rottalhorn führt. Nun folgt der ausgesetzte, steile Aufstieg über Firn und Fels zum Gipfel. Die Firnauflage auf dem Eis ist teilweise dünn, dank den Tritten und Stufen anderer Seilschaften ist der Aufstieg jedoch noch gut machbar. Um 9.30 Uhr stehen wir auf dem Gipfel der Jungfrau – was für ein Gefühl! Wiederum ist die Rundsicht prächtig. Sie reicht von den Innerschweizer Alpen, über das Tessin bis ins Mattertal und zum Mont Blanc. Wir machen lange Pause, verpflegen uns und geniessen die warmen Temperaturen, bevor wir konzentriert mit dem Abstieg beginnen. Entlang den Felsen wären Sicherungsstangen vorhanden, auf die wir aufgrund der guten Spuranlage jedoch verzichten.

Beim Pausenplatz unterhalb des Rottalsattels kann direkt abgestiegen werden, es besteht jedoch Eisschlaggefahr. Die Spur führt steil hinunter bis zum oberen Rand einer grossen Gletscherspalte. Hier muss man 4-5 Meter abseilen. Es befindet sich eine eingerichtete Sicherungsstelle oberhalb der Spalte (Schlaufe mit Muniring). Nun geht es weiter durch den bruchharstigen Schnee hinunter bis ca. 3500m, wo das Gelände wieder flacher wird. Von hier ist es nur noch eine halbe Stunde bis zum Jungfraujoch, wo man den westlichen Eingang benutzen kann. Plötzlich sind wir wieder im Gewuschel der Menschenmassen und müssen uns mit den Rucksäcken zwischen Asiaten, Deutschen, Spaniern, Schweizern zur Jungfraubahn hindurchzwängen. Und manch einer wird sich wundern, was denn hier so stark nach Rauch riecht…

Mit der Bahn geht es wieder hinunter nach Lauterbrunnen, und von dort mit dem Auto wieder in die Zentralschweiz.

Zwei tolle Tourentage waren das!

Foto Credits: Danke an Matthias N.

Karte